Ghana, Togo, Burkina-Faso, Mali, Senegal, Mauretanien, Westsahara, Marokko

 
     
 

 
 

Die Reise

In diesem Jahr wollen wir noch etwas weiter „hineinpiken“ in den „schwarzen Kontinent“. Lange haben wir recherchiert, welche Route innerhalb unseres doch recht engen Zeitrahmens machbar ist und vor allem welche Länder aufgrund Ihrer politischen Verhältnisse und Sicherheitslage eine Durchquerung zulassen. Wir entscheiden uns, unser Auto nach Ghana zu verschiffen. Wir selbst wollen nach Accra fliegen, das Auto im 30km östlich gelegenen Hafen von Tema „einsammeln“ und über Togo, Burkina Faso, Mali, Senegal, Mauretanien, Westsahara, Marokko, Spanien, Frankreich und Belgien nach Hause zu fahren.

 
 

Natürlich steht die Sicherheit an erster Stelle und oft konsultieren wir die Internetseiten des Deutschen Auswärtigen Amtes.

 
 

Etwas aktuellere und präzisere Informationen gibt es beim Französichen Auswärtigen Amt. Informationen anderer Traveller finden in diversen Internetbeiträgen, aktuelle Nachrichten der Region gibt es bei der UN auf IRINNEWS.org.

 
 

Je näher der Abreisetermin rückt, desto häufiger konsultieren wir diese Seiten, sicherheitstechnischer „Knackpunkt“ ist die Lage im Mali, dort treiben im Norden Terroristische Gruppen ihr Unwesen, die gleiche Gruppe die für die Geiselnahme in Algerien 2003 verantwortlich war. Das Auswärtige Amt hat für Mali eine partielle Reisewarnung herausgegeben und warnt vor Reisen nördlich des Niger Flusses östlich des 15,5ten Breitengrades.

 
 

Mali ist allerdings groß und wir tangieren nur den äußersten „Südwest-Zipfel“. Trotzdem beschließen wir, direkt vor Ort und bevor wir einreisen nochmal die Lage im Internet zu sondieren. Im Falle eines Falles würden wir dann den Benin „anhängen“ und das Auto von Tema aus wieder „rückverschiffen“ – ein Rückweg „an der Küste entlang“, z.B. durch die Elfenbeinküste oder Sierra Leone ist aufgrund der dort herrschenden Bürgerkriege für uns nicht denkbar.

 
     
     
 

Die Vorbereitung

Natürlich gehört so eine Reise gut vorbereitet. Die Verschiffung will organisiert werden, Visa und ein Carnet de Passages wollen beschafft werden. Erforderlich sind zudem internationaler Zulassungsschein sowie internationaler Führerschein (gibt´s beides beim Straßenverkehrsamt)

 
     
 

Für die Verschiffung ergeben sich zweierlei Möglichkeiten:

 
 

1) das Fahrzeug wird im RoRo-Verfahren verschifft, d.h. es steht, zusammen mit anderen Fahrzeugen ungeschützt im Bauch des Schiffes. Roro ist die günstigste Variante, hat aber mehrere entscheidende Nachteile: die Fahrzeuge werden meist „kontaktgeparkt“, also „Tür an Tür“ und was nicht passt wird meist passend gemacht. Im gleichen Schiff werden meist überwiegend schrottreife Gebrauchtwagen zum wieder zusammenflicken nach Westafrika verschifft, Beulen oder Schrammen sind dabei völlig egal. Was noch fahrfähig ist wird beim entladen meist dazu genutzt, den Rest vom Schiff zu schieben. Auch sollen dem Fahrzeug hinterher gerne Mal der „bewegliche Inhalt“ sowie Scheinwerfer, Antennen oder sogar ganze Armaturenbretter fehlen... Für Roro haben wir übereinstimmend bei allen Speditionen einen Preis von ca. 470EUR (egal ob nach Dakar oder Accra) genannt bekommen. Eine Versicherung gegen Beschädigung wird nicht angeboten, nur gegen Totalverlust (Schiff geht unter oder Auto fehlt ganz) kann man sich versichern.

 
 

2) das Fahrzeug wird im Container verschifft. Diese Variante haben wir gewählt. Kostet ungefähr das dreifache der RoRo-Variante, aber das Fahrzeug ist den ganzen Weg über im versiegelten Container verzurrt, die Ausrüstung kann also im Auto verbleiben. Zwar wurde das Auto ohne unsere Anwesenheit entladen, vom Zoll durchsucht und im Freihafen in Tema auf einem abgeschlossenen Areal abgestellt – es fehlte bis auf ein CD-Etui jedoch nicht das geringste. Unsere Spedition hat das Auto sogar direkt vor unsrer Haustür abholen lassen.

 
     
 

Das Problem bei beiden Varianten ist die relative Unpünktlichkeit der Schiffe. Der Abfahrttermin steht meist erst 2 Wochen vor Abfahrt fest und es kann durchaus sein, dass ein Schiff zunächst die ganze Afrikanische Küste „abklappert“ bevor es am gewünschten Hafen entlädt. So kann ein Auto für Tema durchaus vorher schon mal in Südafrika gewesen sein. Also besser rechtzeitig verschiffen und lieber am Hafen etwas „Standgebühr“ bezahlen als (wie bei uns geschehen) auf die Ankunft des Schiffes warten zu müssen. Mit Entladung, „handling“, Hafengebühr, und Zoll haben wir einen Shipping-Agent betraut, alles im allen haben wir ca. 320EUR bezahlt.

 
     
 

Für die Reise brauchen wir ingesamt 5 Visa für folgene Länder: Ghana, Togo, Burkina-Faso, Mali, Mauretanien.

 
 

Alle Visa sind relativ einfach zu bekommen, man fordert sich vorher die entsprechenden Antragsformulare bei den jeweiligen Botschaften an (frankierten und adressierten Rückumschlag nicht vergessen).

 
 

Es dauert einige Tage, dann kommen die Formulare: ausfüllen, Passbilder aufkleben, die Formulare, die Visagebühr in bar in , erneut einen frankierten Rückumschlag (diesmal als Einschreiben) in einen großen Umschlag und alles per Übergabeeinschreiben an die jeweilige Botschaft. Da die Bearbeitung für jedes Visum bis zu 10 Tage dauern kann, müssen die Pässe rechtzeitig losgeschickt werden. Allerdings auch nicht zu rechtzeitig, da die Visa ab Erteilungsdatum meist nur 3 Monate zur Einreise berechtigen.

 
 

Für Ghana sind zusätzlich 2 Referenzadressen in Ghana notwendig, nur eine davon kann ein Hotel sein.

 
 

Erstklassige Hilfe haben wir bei der Afrika-Serviceagentur des Reiseführerauthors Jojo Cobbinah erhalten, hier haben wir auch unsere Flugtickets (ca. 80EUR pro Person günstiger als überall sonst im Internet..) erhalten und eine Spedition genannt bekommen, mit der wir (auch preislich) sehr zufrieden waren.

 
     
 

Für viele der Länder auf unsrer Reise ist zudem der Nachweis einer gültigen Gelbfieberimpfung zwingend vorgeschrieben, die Impfung (und darüber hinaus eine ausführliche Beratung über andere empfohlene Impfungen sowie Malariaprophylaxe) sowie den WHO-Impfausweis gibt es in den jeweiligen Tropeninstituten oder oft auch bei den Impfzentren der Gesundheitsämter.

 
     
 

Bleibt noch das Carnet de Passages: ein Zolldokument mit dem per hinterlegtem Pfand garantiert wird, dass man sein Auto im jeweiligen Land nicht „schwarz“ verkauft. Vorgeschrieben ist das Carnet in unsrem Fall für Ghana und für den Senegal (hier nur, wenn das Auto älter als 5 Jahre alt ist). Aber auch in Ländern wo an der Grenze ein „Laissez Passer“ ausgestellt wird, hat das Carnet Vorteile: es ersetzt das „Laissez Passer“ und spart ein wenig Zeit und Geld beim Grenzübertritt. Für das Carnet ist eine Garantiesumme beim ADAC zu hinterlegen, entweder in bar oder per Bankbürgschaft. Die Höhe richtet sich nach dem Zeitwert des KFZ, in unsrem Fall waren es 1500EUR.

 
 

Die Ausstellung des Carnet übernimmt der Automobilclub (in unserem Fall der ADAC), für Mitglieder kostet es 140EUR, für Nichtmitglieder 220EUR und das Carnet ist ein Jahr gültig.

 
     
 

Achtung: es ist unbedingt erforderlich, für das jeweilige Land eine KFZ-Haftpflichtversicherung abzuschließen, die grüne Versicherungskarte gilt nicht !

 
 

Es geht hierbei nicht um die tatsächliche Abdeckung eines Schaden, vielmehr um den Nachweis im Fall der Fälle!

 
 

Für viele westafrikanische Länder kann man die sog. „Carte Brune CEDEAO“ erwerben, kostet ca. 60EUR für 3 Monate und gilt in folgenden Ländern: Benin, Burkina-Faso, Cote d´Ivoire, Gambia, Ghana, Guinea, Guinea-Bissau, Liberia, Mali, Niger, Nigeria, Senegal,

 
 

Sierra Leone und Togo.

 
 

Für Mauretanien lässt sich eine Versicherung in Rosso a.d. Fährgelände erwerben und für Marrokko gilt evt. die grüne Versicherungskarte, wenn das „MA“ darauf nicht durchgestrichen ist.

 
     
 

Für unverzichtbar halten wir folgende Bücher:

 
 

Durch Afrika, Band I - Marokko bis Benin, Klaus Därr, Erika Därr, Astrid Därr, Verlag Reise Know-How

 
 

Westafrika, die Küstenländer, Erika Därr (Hrsg), Anne Wodtke, Thomas Baur, Daniel Kammermann, Verlag Reise Know-How

 
 

Westafika, die Sahelländer, Erika Därr( Hrsg) , Thomas Baur, Gerhard Göttler, Verlag Reise Know-How

 
 

sowie

 
 

Ghana von Jojo Cobbinah, Peter Meyer Verlag

 
     
     
 

Einige „Essentials“ die Ausrüstung betreffend:

 
     
 
  • Wir empfehlen die Mitnahme eines GPS-Gerätes mit Kartenfunktion – das hat uns einiges an „verfahren“ erspart – nicht nur im Gelände, auch in den großen Städten...
 
 
  • Für die Wüstenstrecke in Mauretanien raten wir zu voller Sahara-Ausrüstung (u.a. Sandbleche) !
 
 
  • In vielen Ländern ist ein Feuerlöscher vorgeschrieben, für Ghana benötigt man 2 (!) Warndreiecke (wird kontrolliert...)
 
     
   
     
     
 

Das Tagebuch

 
     
 

31.03.04

 
     
 

Jetzt ist es soweit. Jochens Vater steht pünktlich um 8.00 Uhr auf der Matte, um uns zum Flughafen zu fahren. Von dort soll es über Amsterdam nach Accra/Ghana gehen, wo hoffentlich unser Wochen zuvor verschifftes Fahrzeug auf uns wartet, um uns dann heil wieder gen Heimat zu tragen.

 
     
 

Schon Tage, nein Wochen vorher habe ich mir wegen des bevorstehenden Fluges in die Hose gemacht, völlig irrationale panische Flugangst. Ich habe diverse Beruhigungsmittelchen ausprobiert, aber so richtig gewirkt hat nichts. Nichtsdestotrotz habe ich ein vielfältiges Arsenal mit im Handgepäck. Mehr haben wir nicht dabei – nur Handgepäck. Je zwei Unterhosen und zwei T-Shirts, mehr werden wir schon nicht brauchen für die paar Tage bis wir das Auto mitsamt unserer gesamten Ausrüstung haben – denken wir noch recht blauäugig.

 
     
 

Vorm ersten Flug nach Amsterdam fängt das große Zittern bei mir an. Jochen ignoriert meine Angst konsequent, weil er denkt, dann beruhige ich mich schneller. Ich werfe lieber erst mal die erste Tablette ein. Im Flugzeug werde ich hundemüde und verschlafe fast den Start. 45 Minuten später sind wir in Amsterdam und eilen zu unserem Gate – ich noch recht wackelig auf den Beinen. Ich schmeiße die nächste Tablette ein, beschließe nach dem Start, daß ich noch nicht müde und ruhig genug bin und gönne mir noch eine. Von da ab verschlafe ich fast den gesamten Flug, nur kurz vor der Landung werde ich wacher – dem wirke ich dann mit der nächsten Pille entgegen und Jochen bekommt langsam Angst, dass er mich aus dem Flugzeug tragen muß – so einen stressfreien Flug hatte ich noch nie!

 
     
 

In Accra gestaltet sich die Ankunft einfach. Kein Gepäck-Gesuche, nur kurze Passkontrolle – fertig. Wir verlassen das Flughafengelände nicht ohne den über Lautsprecher durchgegebenen Ratschlag, uns vor freundlich tuenden Ghanaern in Acht zu nehmen, die alle nur unser Bestes wollen – unser Geld. Vor dem Ankunftsgelände ein Pulk von Menschen hinter der Absperrung, die alle irgendwas schreien und Schilder mit irgendwelchen Namen hochhalten. Wir wollen gerade unser selbstgemaltes Schild mit „Love Tee“ rauskramen – der soll uns hier abholen - hauchen ein zartes „Love Tee“ in die Menge und 200 Leute schreien „AHHH!! LOVE TEE!!“ und zeigen auf einen Menschen – der Mann ist bekannt...

 
     
 

Love Tee –seinen richtigen Namen habe ich gleich wieder vergessen - packt uns in sein Taxi und auf geht’s in den Moloch. Es ist sehr heiss und schwül. Accra verfügt über ein unglaubliches Arsenal an riesige-Qualmwolken-produzierenden Schrottautos, die allem Anschein nach alle auf der gleichen Straße in unsere Richtung wollen. Es geht schleichend voran und ich kriege kaum Luft.

 
 

Eine quirlige, laute, stinkende, aufgewühlte Stadt voller Leben.

 
 

Ziel unserer Fahrt soll ein Guesthouse bei Kokrobite sein, das haben wir im Internet gefunden. Mir schwirren die Fotos aus Netz im Kopf herum, die Jochen mir zuhause noch gezeigt hat – ein romantischer Bungalow direkt am berühmten Kokrobite-Strand ca. 30km westlich von Accra soll unser bescheidenes Heim für die nächsten Tage sein. Von einer Deutschen geführt – sie hat unsere Abholung organisiert, ist zur Zeit aber in Deutschland. Ja, so habe ich mir das vorgestellt, sogar einen Bikini habe ich eingepackt, neben den zwei Unterhosen, um am Traumstrand unter Palmen zu liegen und gemütlich darauf zu warten, daß wir unser Auto vom Hafen holen können...lustig.

 
     
 

Aus dem Moloch geht es in unverändertem Schleichtempo in unverändertem Benzingestank gen Kokrobite. Wir sammeln Eindrücke und stellen fest, daß es hier aussieht wie im Senegal, nur bewölkter. Irgendwann biegt Love Tee auf eine unbefestigte Piste ab, vorbei an einigen kleinen Dörfern und ich ahne schon, daß das mit dem romantischen Bungalow und Traumstrand nicht ganz so luxuriös wird, wie ich dachte. Nach ca. 1 Stunde haben wir unser Ziel erreicht. Irgendwo im Nirgendwo eine typische afrikanische Ansammlung von heruntergekommenen Hütten – das Guesthouse...davor eine 130kg-Mutti, die uns in nicht allzu schlechtem Deutsch erklärt „Hier ihr könnt nicht sein, wir haben kein Wasser. Ohne Wasser kein Leben, ihr könnt gehen zu meiner Mutter, sie haben auch rooms“. Naja, von uns aus – da ist wohl die Wasserleitung kaputt, das geht auch nicht. Love Tee bringt uns 500m die Straße zurück zu einer ähnlichen Ansammlung von Hütten. Dort werden wir von einer weiteren 130kg Mutti in Empfang genommen, die ein wenig erstaunt über unsere Ankunft scheint uns aber trotzdem willkommen heißt. Alles kein Problem. Langsam bringt sie ihre 130kg in Wallung uns läßt unseren „room“ von einigen der vielen herumlungernden Kindern fertig machen. Dieser erweist sich als 2,5qm Wohnloch – Strohdach, ein Bett, ein Tisch, zwei Kissen und ein Bettlaken. Immerhin mit eigenem „Bad“ – diese Art gekacheltes Duschklo in dem man sich kaum umdrehen kann und welches in seinem ganzen Leben noch nicht sauber gemacht wurde und natürlich ohne fließend Wasser. Das gibt es hier generell nicht, stellen wir fest, Wasser nur aus Eimern aus einem hauseigenen Wassertank. Das Problem des ursprünglich „gebuchten“ Guesthauses war also keine kaputte Leitung sondern ein leerer Wassertank.

 
 

Naja, was solls, mal ein paar Tage nicht duschen ist gut für Haut und Haar. Wir schlafen ziemlich gut in dieser unserer ersten Nacht in Ghana.

 
     
 

01.04.03

 
     
 

Ich werde wach, draußen ist es schon hell. Ich sehe auf die Uhr – 6.00h. Love Tee wollte um 8.00 Uhr da sein, um mit uns nach Tema zu fahren und zu sehen, ob wir schon irgendwas bezüglich des Autos regeln können. Jochen wird auch wach und wir lungern herum. Unser Wassereimer ist alle, und da ich weiß, wie ungemütlich Jochen auf eine nicht vorhandene Klospül-Möglichkeit in der Regel reagiert, beschließe ich, Wasser zu organisieren. Aber wo ist der Tank? Ich mache mich mit dem Eimer auf den Weg und unsere 130kg-Mutti fängt mich ab, stellt mir ein ca. 12jähriges Mädchen zur Verfügung, welches mir bis zum Bauchnabel geht und mich zum Tank führt und meinen Eimer füllt. Als ich ihn tragen will, lacht sie sich kaputt und mich aus, sagt „it´s too heavy for you“ und lädt den 30-liter-Eimer kurzerhand auf ihren Kopf. Na dann...

 
 

„You can go for a walk on the beach“ sagt Mutti und deutet gen Meer. Ja, das will ich! Ein anderes Kind soll uns den Weg zeigen. Ich kann sie alle nicht auseinanderhalten. Wir werden zu einem kleinen Pfad gebracht, der direkt über die hauseigene Müllhalde über diverse „Vorgärten“ zum Wasser führt. Der Traumstrand erweist sich als eine weitere, aber immerhin unter Palmen gelegene Müllhalde. Zum Glück habe ich meinen Bikini eingepackt...

 
     
   
     
     
     
 

Love Tee kommt schon um 9.oo. Für afrikanische Verhältnisse sehr pünktlich. Zum Frühstück gibt’s Brot mit nichts und ne Cola. Wieder rein in den Moloch. Unglaublich, man hat das Gefühl, daß sämtliche Autos Ghanas einfach nur in einem monströsen Stau stehen, der seine Abgase in die Luft bläst um uns damit umzubringen. Irgendwie kommen wir aber doch durch Accra durch und machen irgendwo zwischen Accra und Tema halt, um bei einem Zollbeamten vorbeizuschauen – ein Freund von Love Tee – der uns mit dem Auto helfen soll. Dieser wohnt in einer „besseren Gegend“ und ist von der Sorte Ich-bin-mega-wichtig-haltet-euch-an-mich-dann-wird-euch-nichts-passierern. Aber kann ja nicht schaden, so jemanden dabei zu haben! Der Typ raubt uns sofort jede Hoffnung – „you can´t have the car before monday, that´s not possible!!“

 
 

Jochen wird ein 625ml Star-Bier serviert und die dankende Ablehnung ignoriert. Bei 35Grad im Schatten ohne vernünftiges Frühstück um 10.oo morgens dauert es keine 5 min und er grinst seelig vor sich hin – hier achwas, scheiß´ auf´s Auto.....

 
     
 

Wir steigen um in dem Custom-Offizer seinen Proll-Golf um damit nach Tema zu rasen, sehr angenehm, weil in diesem Gefährt wenigstens die Abgase nicht direkt ins Autoinnere umgeleitet werde. In Tema bringt uns der Typ zu unserem Shipping-Agent. Der telefoniert kurz – „the ship is expected today“. Mist! Das Schiff ist noch nicht mal angekommen! Er sagt auch noch was von „not before monday“ und wir sind ratlos. Was machen wir bloß die ganze Zeit? In unserem Wohnloch? Ohne Auto? Wir stinken jetzt schon wie Pumas und Jochen hat seine bakterielle Schutzschicht noch nicht hinreichend ausgebildet, wie er sagt und jetzt schon zwei mal das T-Shirt und die Unterhose gewechselt. Keine Klamotten mehr. Nützt alles nichts, wir können es nicht ändern und fahren nach einer kurzen Rundfahrt durch das eigentlich nicht für Besucher zugelassene Hafengelände (zum Glück haben wir ja Mister I-am-a-customs-offizer dabei) zurück um Love Tees Taxi zu holen. Dieses gibt dann auch prompt im dichtesten Accra-Verkehrsgewühl seinen Geist auf und wir müssen mit einem Tro-Tro nach Hause fahren. Hungrig, dreckig aber doch irgendwie ausgeglichen, weil wir eh nichts an der Situation ändern können.

 
 

„Zuhause“ angekommen, lassen wir uns von Mutti noch einen Barakuda grillen und sitzen plötzlich im Dunkeln. Stromausfall (der bis zum nächsten Abend anhält). Wir beenden unseren Barakuda bei Kerzenschein, ich bekomme Sehstörungen und Schwindel vom Lariam, das wir heute einnehmen mussten und geniessen eine unglaublich drückende Schwüle, bis ein gewaltiger Regenguss die Nacht so abkühlt, daß wir uns Nachts in unsere Laken wickeln und Jochen im Pullover schläft.

 
     
 

02.04.04

 
     
 

Was tun? Love Tee ist mit Auto reparieren beschäftigt. Eine Bushaltestelle haben wir leider nicht vor unserem Wohnloch. Wir sitzen fest. Wir überlegen hin und her und beschließen irgendwie nach Accra zu kommen, um unser Glück bei einer Autovermietung zu probieren. Vielleicht ist das ja erschwinglich und wir können kurze Ausflüge in die Umgebung machen?

 
 

Wir marschieren los durch die Dörfer. Es kommt sogar das eine oder andere Tro-Tro vorbei, aber Jochen sind die zu voll....Ich mag nicht mehr weitergehen, als uns ein zahnloser Rasta warnt „dont´t go there, there are bad people, take a taxi“ – kurze Diskussion. Wir kehren um und zum Glück finden wir ein Taxi, das uns die 30km bis nach Accra fährt, wo wir feststellen, daß Auto-Mieten 120$ an Tag kostet – nicht bezahlbar und fahren mit dem gleichen Taxi wieder zurück. Der Mann hat das Geschäft seines Lebens gemacht.

 
     
   
     
 

Den Rest des Tages verbringen wir damit, Kreuzworträtsel zu lösen und von unserem Auto und all dem schönen Inhalt zu träumen - - - wie zum Beispiel sauberer Wäsche, einem Handy-Akku-Ladegerät und Handtüchern. Ganz zu schweigen von Kopfschmerztabletten, Tropfen gegen Übelkeit und Sandalen.

 
 

Am Abend haben wir dann doch endlich wieder Strom und fühlen uns der Zivilisation wieder etwas näher.

 
     
     
 

03.04.04

 
     
 

Es ist Samstag. Heute wird sich eh nichts tun mit der Verschiffung. Gestern abend noch haben wir Love Tee auf seinem „mobile“ abgerufen, wir wollen heute in den Kokuma-Nationalpark. „No Problem, i´ll be there between 6 and 7 o´clock“. „Ok“, sagt Jochen, „dann können wir ja ausschlafen...“

 
 

Wider Erwarten steht Love Tee dann um 7.15h auf der Matte und bittet um Beeilung. Er hat einen Kumpel und dessen Taxi organisiert und der wartet. „Wenn´s denn sein muß..“, grunzt Jochen und schwankt in unser wasserloses Bad.

 
 

Für Frühstück bleibt leider keine Zeit mehr. Es gibt ein trockenes Weißbrot auf die Hand.

 
 

Zu Beginn der ca. 150km langen Fahrt in den Park stellen wir unser Taxi erstmal ein Stündchen in den Vormittagsstau – unser Fahrer ist jedoch mit allen Wassern gewaschen. Wo immer möglich zieht er rechts auf dem Standstreifen am Stau vorbei und sobald die Straße einigermaßen frei ist, gibt er Vollgas – Kurve oder nicht Kurve. Tja, die haben hier wohl insgesamt einige Leben mehr als unsereins. Gegen diese Theorie sprechen allerdings die vielen ausgebrannten Autowracks am Straßenrand.

 
 

Im Park angekommen wollen wir den „Canope Walkway“ nehmen – eine Konstruktion aus Aluleitern die in 40m Höhe zwischen die Baumkronen des Regenwaldes gehängt ist. Unser Fahrer bekommt es mit der schieren Angst zu tun ob soviel Luft unter seinen Füßen – die Straße ist wohl eher sein Metier. Er will lieber warten..

 
 

Love Tee hingegen ist total begeistert und fragt den Ranger gleich, wo es denn wohl hier die wilden Tiere zu sehen gibt. Wilde Tiere sehen wir leider wenig, es soll hier 200 Elefanten geben, aber die sind leider gerade im tiefen Wald verschwunden .Die Hängebrücken-Aluleiterkonstruktion allerdings ist atemberaubend. Die Konstruktion schwankt und ächzt unter uns und eine dicke Holländerin kehrt auf halben Weg um, weil sie wohl im Kopf nochmal schnell eine statische Berechnung durchgeführt hat.

 
     
   
     
 

Der Ranger lockt mit einem Stock einen riesigen schwarzen Skorpion aus seiner Höhle – wenigstens ein wildes Tier. Wir machen ein Foto, die Holländerin auch. Leider verschwindet der Skorpion wieder im seinen Loch und die Holländerin stellt fest, dass Sie den Zoom Ihrer Digitalkamera nicht richtig eingestellt hat. Daraufhin nimmt Ihr Mann beherzt ein doch recht kurzes Stöckchen zur Hand und beginnt, in der Skorpionhöhle herunzustochern.

 
 

„Be carefull“, meint der Ranger, „they can jump.“

 
     
   
     
 

Zum Glück passiert nichts und es gelingt dem Ranger (bei richtiger Stocklänge) erneut, das Tier hervorzulocken.

 
 

Auf nach hause, obligatorisches Star-Bier für Jochen (der sammelt seit gestern die Kronkorken, um mit einem ebay-Verkauf unseren Urlaub zu refinanzieren) und auf das Abendessen freuen. Ein Anruf noch beim Shipping-agent. „Sorry, the vessel is not there yet“..

 
     
 

04.04.04

 
     
 

Kokrobitey sucks ! Langsam aber sicher bekommen wir einen Lagerkoller. Es ist ja ganz nett hier, das Essen ist lecker aber langsam gehen uns die vielen kiffenden, weißen, sich unglaublich cool findenden Hippies und das ewige Reggae-Gedudel auf die Nüsse. Ist ja ok, wenn alle 10m aus irgendeinem an der Straße abgestellten

 
 

Ghettoblaster die Bässe dröhnen, aber wir bekommen jeden Tag ca. hundertmal beteuert, dass man lediglich den Sheriff erschossen habe, nicht aber den Deputy. Und auch das nur aus Notwehr...

 
 

Mannmann, das kann einen schon zermürben.

 
 

Wir haben heute viel geschlafen, irgendwann eines dieser völlig überfüllten TroTro-Sammeltaxis für 30Cent zur 20km entfernten Hauptstraße genommen, uns in ein an eine Tankstelle angegliedertes Internet-Cafe gesetzt und unser Forum ein wenig gepflegt. Beim Versuch, die Digitalcamera mit einem der Rechner zu verbinden ging dann plötzlich gar nichts mehr. Egal.

 
 

An der Tanke hält ein Taxi. Das ist leider besetzt, im Taxi sitzt ein Ghanaischer UN-Soldat. Er kann uns leider nicht mitnehmen, er will in die andere Richtung. Trotzdem erzählt er uns seine Lebensgeschichte – er ist Ausbilder bei den Fallschirmspringern und gerade auf Urlaub zuhause. Kommt gerade aus dem Bürgerkriegsland Sierra Leone wo er als Peacekeeper stationiert ist. Wird langsam besser, sagt er.

 
 

Am Nachmittag besuchen wir eine Trommel und Tanzaufführung der AAMA – der African Artist and Music Academy. Eine tolle Show, aber wir haben etwas Mühe der Choreographie zu folgen.

 
 

Nach lecker Fisch mit Kochbanane wasche ich noch schnell unsere zwei gerade nicht benutzten Shirts – morgen wollen wir nach Tema umziehen um etwas näher am Hafen zu sein, da müssen wir uns schließlich stadtfein kleiden. Vielleicht gibt es dann sogar endlich Wasser und die Chance, nach 5 Tagen das erste Mal zu duschen...

 
     
   
     
 

05.04.04

 
     
 

Neuer Tag, neues Glück. Heute wollen wir nach Tema umziehen. Bevor Love Tee kommt zahlen wir unsere Unterkunft – spottbillig: 5 Nächte, 7 Mittagessen, 28 Abendessen und 100 Liter Bier kosten schlappe 90 EUR.

 
 

Gar nicht so übel... wir müssen versprechen wieder zu kommen. Love Tee ist ein wenig spät dran, er steckt wie jeden Morgen im Stau. Kurz vor Tema tauschen wir noch einmal Geld, für 200 EUR bekommen wir eine Plastiktüte voll. Der Zoll-Mensch ist nicht da, aber ein Anruf beim Shipping-Agent erhellt schlagartig unsere Mienen: „the vessel is in“! Hurra ! Endlich, dann haben wir ja gleich unser Auto. Wir schlagen uns zum Büro des Agents durch, da dieses in irgendeinem Hinterhof versteckt ist, finden wir es nicht sofort wieder und verfransen uns in den Gefilden des Hafens von Tema. Love Tee muß diverse Male anhalten und fragen, aber schließlich finden wir das gesuchte Büro. Der Agent ist schon im Hafen unterwegs: „processing“, und das nur für uns und unser Auto. Dann können wir das Auto ja gleich mitnehmen...

 
 

Weit gefehlt - „processing“ needs time. „Ok, so we will pick up the car tomorrow“, sagt Jochen. „Nooo way“, grunzt die etwas dümmlich lächelnde Sekretärin des Agenten „you cannot pick up the car tomorrow because processing takes time..“ „Ich werd´ Dir gleich processing “, raunzt Jochen, „The vessel is delayed for more than a week, we don´t have the time for your processing...“ Es hat wenig Zweck der Frau den Unterschied zwischen

 
 

einem verzollungspflichtigen Import und einer Fahrzeugeinfuhr mit „Carnet de passages“ zu erklären, aber Jochen schwört, er wird sich an das Hafentor ketten, wenn wir unser Auto morgen noch nicht haben.

 
 

So weit, so gut. Wir können eh nichts tun, der Customs-Officer ist nicht da aber Love Tee ruft Ihn an. Er empfiehlt uns ein Hotel ganz in der Nähe und will uns gegen Abend abholen. Love Tee fährt uns hin. Das Hotel „Halifax“ ist supersauber – Ventilator, prima Klo und TV für ca 7EUR die Nacht. Wir entlohnen Love Tee für seine tagelangen, treuen Dienste und verabschieden uns. Der Officer kommt natürlich nicht und wir bekommen Hunger. „Gibt es hier ein Restaurant in der Nähe?“, fragt Jochen den Nachportier. „Klar, keine 20km von hier...“

 
 

Ok, ist uns nicht nah genug. Wir laufen über den kilometerlangen sandigen Vorplatz des Hotels zur Strasse. Wir mischen uns ins geschäftige Treiben, untermalt vom den Rufen einiger Rotzlöffel: „Hello white man!“ „Hello black child!“ pflegt Jochen dann zu entgegnen und alle haben Ihren Spaß. Wir finden eine kleine Garküche, eine sogenannte Chop-Bar, dort essen die Einheimischen – authentischere Küche werden wir also nicht finden. Hungrig betreten wir den Laden, alles hört adhoc auf zu Essen und starrt uns an. Jochen wirft ein „Hello“ in die Runde gefolgt von einem „we need assistance, it´s our first chop bar..“ Alles lacht und das Eis ist gebrochen. Die dicke Mutti hinterm Tresen serviert uns höllisch scharfes Gnubsch-Huhn und einen Klumpen Fufu (Manjokbrei). Gegessen wird mit der Hand.

 
 

Ist sehr lecker aber auch sehr scharf. Uns brennen die Mundwinkel. Als wir aufbrechen „verschwistere“ ich mich mit den drei Damen vom Grill und wir müssen versprechen, morgen wieder zu kommen. Kein Problem, in Ermangelung einer Alternative. Jetzt noch ein schnelles Getränk zum ablöschen und dann zu Bett – diesmal mit TV, also können wir noch den Spätfilm gucken..

 
     
 

06.04.04

 
     
 

Um 6.00 Uhr werde ich wach, dödele ein wenig rum und habe bald keine Lust mehr, Jochen beim Schlafen zuzusehen. Ich verlasse das Hotelzimmer und prompt steht unser Custom-Offizer auf der Matte und erklärt mir, daß er uns um 9.00 Uhr abholen will und wir dann nach Tema fahren um zu sehen, ob wir das Auto bekommen.

 
 

Es beginnt der Tag des großen Wartens. Erst warten wir auf den Offizier, der um 9.00 kommt um uns zu erzählen, dass wir vor 11 Uhr nichts erreichen können. Er nimmt uns mit zu seinem Haus, setzt uns in seinen Hinterhof, serviert Tee und Brot und wir warten auf 11Uhr. Dann nach Tema. Gewarte vor der Shipping-Agentur im brüllend heißen Auto. Dann zum Hafen, auf der Suche nach Sam, unserem „Processing“-Menschen, der gerade nicht da ist. Warten im schwarzen Golf, die Sonne im Zenit zwischen den gigantischen Containern ohne ein Lüftchen. Warten vor dem Zoll-Gebäude. Es ist mittlerweile 13.00 Uhr unser Custom-Offizer verschwindet immer für Stunden und wir warten und haben das Gefühl, dass nichts passiert. Warten...Er kommt wieder mit einem Menschen, der unser Carnet trägt – abgestempelt! Es passiert doch etwas! Unser Custom-Offizer bringt uns zu einer Mittagessen-Serviererei und sagt: hier könnt ihr was essen, dann setzt euch unter den Baum und Wartet. Wir warten weitere 3 zermürbende Stunden unter dem Baum. Dann kommt er, wieder zum Hafen. Da ist euer Auto und deutet auf einen Parkplatz, fährt aber weiter vor ein weiteres Zollgebäude. Wir warten. Dann zum Auto, endlich sehen wir es. Der „Processing“-Mensch trübt aber gleich unsere Laune. „The tank is licking“ – ein Loch im Tank oder Schlauchsystem...sobald die Karre 2 min läuft, pütschert das Benzin raus...ich bin jetzt völlig am Ende und mir ist zum Heulen zumute. Unser Custom-Offizer sagt :wir holen das Auto hier raus und wenn es Mitternacht wird! Uns wir eine Ecke zugewiesen und wir sollen warten. Warten, warten, warten...schließlich kommt er wieder, jetzt ist alles klar, das Auto wird auf einen Trailer geladen und aus dem Hafen gebracht, gleich in die nächst Autowerkstatt, Kostenpunkt 40EUR. Dort erklärt man uns, daß ein Schlauch kaputt ist und wir das Auto morgen früh holen können. Wir nehmen unsere Taschen aus dem Auto und fahren ins Hotel. Da Dusche und endlich in saubere Klamotten.

 
     
 

07.04.04

 
     
 

Jochen weckt mich heute Nacht um 2.00 Uhr, weil er auf dem Klo einen Kreislaufzusammenbruch erlitten hat. Er ist kreidebleich. Ich denke, er hat am ehesten zu wenig getrunken, dazu Durchfall, das gibt eben den Rest. Schlafen können wir dann beide nicht mehr allzuviel. Jochen geht es am Morgen auch nicht viel besser. Unser Officer kommt um 9.00 und holt uns ab, wir fahren nach Tema, bezahlen 330 EUR an die Shipping-Agentur und danach 15 EUR bei der Autowerkstatt. Unser Offizer erklärt sich bereit, alleine mit unseren Papieren nach Accra zu fahren wegen der Versicherung, weil es Jochen zu schlecht geht. Wir geben Ihm ein Bündel Geld mit. Jochen bekommt Fieber.

 
 

Nach einigen Stunden Mittagsschlaf fühlt er sich wieder einigermassen fit, wirft sich in seinen Overall und baut den Thermostaten aus. Gegen Abend kommt unser Offizier mit unseren Papieren und einer frisch ausgefertigten KFZ-Versicherungspolice. 2/3 des Geldbündels hat er auch wieder dabei – war billiger als gedacht.

 
 

Und wieder war der gute Mann einen Tag für uns unterwegs. Geld will er übrigens nicht, wir fühlen uns in seiner Schuld und müssen es Ihm förmlich aufzwingen. „Kaufen Sie Ihrer Frau doch was schönes...“

 
 

Weil es Jochen immer noch nicht gut geht, gibt es zum Abendbrot Kekse.

 
     
 

08.04.04

 
     
 

Endlich geht es los ! Wir und vor allem unser Auto sind zur großen Afrika-Querung bereit. Jochen, der mal wieder die Nacht auf dem Klo verbracht hat, wirft schnell noch eine Überdosis Immodium ein – sicher ist sicher. Wir tanken unser Auto voll und beginnen uns durch das Verkehrsgewühl der Küstenstrasse Tema/Accra zu tasten. Nach endlosem im Stau gestehe finden wir schließlich den Abzweig nach Kumasi. Der Verkehr wird gen Norden geringer – links und rechts der Straße beginnt der Regenwald. Riesige Bananen-Stauden, Bäume und Grün soweit das Auge reicht. Am Rande der Strasse bieten Händler „Bushmeat“ an: fertig abgezogene Ratten oder faustgroße Schnecken – die Auswahl ist groß. Wir überqueren eine wunderschön bewaldete Bergkette mit Bilderbuch-Dörfern mittendrin. In Kumasi ereilt uns dann wieder ein Mega-Verkehrsgewühl, es geht gar nichts und unserem Motor ist wegen der 50 Grad Außentemperatur schon wieder zum kochen zu mute. Und das trotz ausgebautem Thermostaten. Aber irgendwie überleben wir auch das und gegen Abend erreichen wir Sunyani. Sunyani heißt übersetzt sowas wie „Elefantenschlachtplatz“, zu Zeiten der Elfenbeinjäger war der Name hier Programm. Wir quartieren uns im „Tropical-Hotel“ ein, lt. Reiseführer das „Erste Haus am Platz“. Wir finden es dafür allerdings reichlich heruntergekommen und was noch viel mehr stört, sind die Feierlichkeiten im Festzelt nebenan. Der Ghanaer an sich ist sehr gläubig und in der unmittelbaren Nachbarschaft unseres Zimmers wird dieser Glaube gerade ausgelebt: Musik, Trommel, Predigt, „Hallelujah“, Musik, „Aaaaaaamen“, Musik, usw.

 
 

Um halb 2 Uhr morgens ist kurz Ruhe, leider scheinen die Besucher der Veranstaltung im Zelt zu schlafen, zumindest geht es um Punkt 4 Uhr morgens mit unverminderter Lautstärke weiter. Naja, Jochen rennt ja eh dauernd zum Klo...

 
     
   
     
 

09.04.04

 
     
 

Heute wollen wir in den „Mole-Nationalpark“ um endlich Elefanten zu sehen.

 
 

Aber erstmal frühstücken.

 
 

Das Frühstück im „Tropical Hotel“ ist eine Klasse für sich. Wir bestellen ein Frühstück, einfach ein Stück Brot und Kaffee. Erst passiert eine Stunde lang gar nichts und dann kommt ein Ober und bringt eine Karte. Donnerwetter, was die hier alles haben: English breakfest, Continental, Säfte – alles was das Herz begehrt. „Soso“, denken wir, „da haben die doch nicht mal die Hälfte davon auf Lager.“ Jochen versucht es als Erster: „I´d like the English breakfast, please..“ „Tja“, erwidert der Ober, also gerade das Englische Frühstück wäre ja gerade nicht so ganz verfügbar, aber man hätte Teile davon da. „Teile?“, fragt Jochen? „Ja, wir haben Brot und Wurst...“ „Ok“, sagt Jochen „Brot und Wurst is fine!“ Ich entscheide mich für ein Omlett. „Jaaaaaaaa“, sagt der Ober, „welches denn, wir haben 20 verschiedene Omeletts“. „Mmm, da fällt die Auswahl wirklich schwer: was ist den „tropisches Omelett“?“ „Das ist – ääh – Omelett mit Wurst !!“

 
 

Ahja, na dann...

 
 

Die Gläubigen vor der Tür sind derweil immer noch mit Ihrem Marathon-Halleluhja-Geschreie beschäftigt.

 
 

Wir beschließen aufzubrechen. Nach Norden Richtung Tamale führt eine gute Teerstraße. Bei Kintampo gibt es zwei Wasserfälle, einen davon, die „Kintampo-Falls“ besichtigen wir und sind fast tot, als wir den Abstieg geschafft haben. Es ist unglaublich schön aber ebenso unglaublich heiß hier.

 
     
   
     
 

Weiter Richtung Mole, der Sprit geht uns langsam zur Neige. Anstelle einer Tankstelle finden wir eine Zapfsäule im Dreck. Genau wie diese Säule sah vermutlich die aus, an der Carl Benz seinen erstes „Pferdeloses Fuhrwerk“ betankt hat. Leider bietet die „Tankstelle“ Säulenbetankung nur für Diesel, wir bekommen unser Benzin in einem großen Eimer serviert. Die eine Hälfte des Sprits plätschert dem „Eimerhalter“ auf Hose und Füße, einen Großteil des verbleibenden Rests schluckt der „Ansauger“ – vermutlich ein Lehrling, die bekommen ja meistens die Sch...jobs.

 
 

Nach dem Tanken geht es über eine 70km lange, staubige Rüttelpiste zum Parkeingang. Von dort sind es noch 2km bis zum „Mole-Motel“, einer „Safari-Lodge“ direkt oberhalb eines Wasserloches gelegen. Als wir ankommen sind unser Auto und wir über und über mit feinem, roten Sand bedeckt. Egal, es ist 15Uhr, um 15.30Uhr beginnt die „Walksafari“ – schließlich wollen wir Elefanten sehen ! Der Reiseführer sagt, das Motel sei ständig ausgebucht, Reservierung ist unbedingt erforderlich. Wir haben Glück und bekommen das letzte Zimmer. (Notfalls hätten wir hier auch zelten können).

 
 

Wir machen uns kurz frisch und gruppieren uns kurz darauf zusammen mit 5 Amerikanerinnen um einen mit einer Flinte bewaffneten Wildhüter. Jetzt wollen wir aber Elefanten sehen! „Das ist nicht so einfach“, wiegelt der Wildhüter ab „da muß man schon Glück haben..“

 
 

Wir steigen den steilen Abhang zum Wasserloch hinab. Unten am Wasserloch steht ein kleines Pumpenhaus mit einer Dieselpumpe drin, wohl um Brauchwasser für das Motel hochzufördern. Die Pumpe macht einen ohrenbetäubenden Lärm – die Tiere die trotzdem zum Wasserloch kommen, müssen definitiv alle taub oder zumindest stark schwerhörig sein. Als der Wildhüter dann trotzdem beschwörend den Finger vor die Lippen hält und „Psst, look there are some krokodiles“ sagt, sehen wir uns etwas ratlos an. Wir hätten die Triebwerke einer Boeing 747 direkt neben den Krokos aufheulen lassen können, und die hätten es wahrscheinlich nicht gehört.

 
 

Egal, je weiter wir von der Pumpe weg sind, desto mehr Tiere sehen wir: Antilopen, Warzenschweine, Affen. Sobald sich ein tolles Fotomotiv ergibt, drängen sich allerdings die Amis ins Bild. Eine tendiert sogar dazu, auf die Tiere zuzurennen. Als die Pumpe schließlich ganz außer Hörweite ist, werden die Elefanten-Exkremente am Boden frischer. „Ich glaube nicht, das wir heute noch Elefanten sehen“, sagt der Wildhüter. „Tööörööö“, macht es in der Ferne. „Was war das?“, fragt Jochen? „Och, da wir ein Auto die Piste herunterkommen“, sagt der Wildhüter. Ein Umschüler ??

 
 

Nach einer weiteren halben Stunde entdecken wir dann die ersten Elefantenbeine zwischen den Bäumen. Wir pirschen uns an und schließlich sehen wir sie in voller Größe: echte, wildlebende, nicht zahme Elefanten – eine kleine Gruppe von vier Tieren. Alle sind begeistert und fotografieren wie wild drauf los. Jetzt ist das Ziel der Reise auch irgendwie erreicht - Elefanten sehn und sterben !

 
     
   
     
 

Naja, sterben dann vielleicht doch nicht. Etwas abgeschlafft aber hochmotiviert trotten wir inmitten einer Pavianherde zum Dorf in der Nähe des Motel. Dort, direkt auf der Müllkippe steht ein weiterer Elefant. Wie jetzt, und dafür rennen wir jetzt 3 Stunden lang durch den Busch? „Och, der“, sagt der Wildhüter, „das ist „Action“ – er ist ein Einzelgänger und wirklich böse...“ „Aha“, staunen wir, währen wir die Kinder des Dorfes beobachten, wie sie direkt neben dem bösen, bösen Tier spielen. That´s wildlive.

 
     
   
     
 

Unser Abendessen nehmen wir am hoteleigenen Pool ein. Wir unterhalten uns nett und lange mit zwei Entwicklungshelfern, Er „Auslandszivildienstler“ aus Österreich, Sie ist aus Deutschland und absolviert eine Art „Soziales Jahr“ in Ghana. Bei sind in Sunyani tätig und haben über Ostern ein paar Tage frei.

 
 

Und währen wir so reden und reden werden die Engländer am Tisch gegenüber immer betrunkener und beginnen, sich gegenseitig in den Pool zu werfen. irgendwann droht das Personal dann mit Räumung und dann ist auch gut. Auf dem Weg in unser Bett wollen wir noch etwas aus dem Auto holen, doch das ist über und über bedeckt mit Fliegen, Moskitos und faustgroßen Faltern. Luft anhalten, Tür auf, Sachen greifen, Tür zu.

 
 

Ein betrunkener Tscheche wundert sich über unser „bramborka“ auf dem Auto und als ich Ihm auch noch auf Tschechisch antworte, ist er völlig perplex. Das hätte er wohl nicht gedacht, dass das Feuerwasser macht, das man mitten im Busch Halluzinationen bekommt.

 
     
 

10.04.04

 
     
 

Piste, Piste, Piste. Zunächst zurück zur Asphaltstraße – besagte 70km vorbei an Dörfern mit je 50 winkenden und „hellohello“ schreienden Kindern.

 
 

Über Tamale fahren wir nach Yendi, von dort aus wollen zur Togolesischen Grenze.

 
 

Zunächst ist die Straße sehr gut, kurz vor Yendi wird sie zur Piste. Wir verfahren uns dreimal, schließlich, nach vielen, vielen staubigen und markdurchschüttelnden Pistenkilometern kommen wir in Grenznähe. Das zeigt zumindest das GPS an. In einem Einheimischen-Dorf fragen wir nach dem Weg. „Togo?“ – das Wort haben die hier noch nie gehört. Ja, aber – das GPS sagt, in ca. 5km Entfernung... naja, Jochen versucht, anders zu betonen: Tooogo, Togooo – allgemeine Ratlosigkeit. Keiner spricht außer der Stammessprache auch nur ein Wort Englisch oder Französisch. Der Häuptling wird geholt, aber der weiß auch nicht. Wir bedanken uns artig und fahren einfach weiter. 3km später treffen wir auf die Grenze. Naja, Grenze ist zuviel gesagt – der Grenzposten muss unseretwegen geweckt werden. Von einen Carnet de Passages hat man hier noch nie etwas gehört, wir geben die Anleitung zum korrekten Ausfüllen und fertigen uns selber ab. Über einen steingen Feldweg der wie ein ausgetrockneter Bachlauf aussieht geht es zum Togolesischen Posten. Und auch hier das selbe Spiel. Wir nehmen unsere Verzollung selbst vor. Viel schlimmer ist, es gibt hier keine Haftpflicht-Versicherung für das Auto zu kaufen. Wenn die uns in Togo ohne erwischen, dann aber gute Nacht..

 
 

Der Grenzposten weiß gar nicht, was eine Versicherung ist „Ach was, ich glaube, sowas braucht Ihr nicht..“

 
 

Die erste Polizeikontrolle lässt natürlich nicht lange auf sich warten. Die wollen jede Menge Papiere sehn. Naja, wir haben ja prinzipiell auch jede Menge. Bevor das Gespräch auf die Versicherung kommt lullert Jochen die Beamten geschickt ein, indem er unsere Medizin anbietet. Hier ein Aspirin, da ein guter Rat und vergessen ist diese dumme Versicherung. Lachend und winkend verabschiedet man sich von uns und wünscht uns eine gute Reise. So weit, so gut. Morgen ist Sonntag, da hat auch kein Versicherungsbüro auf. Naja, wir werden sehn. Wir quartieren uns in Kara im „Hotel Kara“ ein und besuchen am Abend ein Internetcafe im „Complex Lufthansa“ (die Namensähnlichkeit mit der Deutschen Fluggesellschaft ist rein zufällig)

 
     
   
     
 

11.04.04

 
     
 

Togo. Wir fahren weiter nach Norden Richtung Burkina-Faso, dem ehemaligen Obervolta. Eine Polizeikontrolle folgt der Nächsten und wir schwitzen Blut und Wasser. Allerdings fragen auch ausnahmslos alle nach einem Cadeaux, so dass wir schnell das Thema wechseln können. „Herr Wachmeister, sie sehn aber schlecht aus – seit wann haben Sie denn das? Schlafen Sie auch genug? Klar können Sie einen Streifen Aspirin haben, aber immer schön nach dem Essen einnehmen und nie mehr als zwei am Tag.“

 
 

Irgendwie schaffen wir es bis zur Grenze und wieder das gleiche Spiel mit dem Carnet. Das wir den Beamten die Anweisungen geben, ist denen egal – sie fügen sich gerne.

 
 

Schließlich will der letzte togolesische Posten dann doch noch unsere Versicherung sehen. Jochen gibt Ihm unseren Internationalen KFZ-Schein. „Ahhh, ok – merci bien !“, sagt der Grenzpolizist. Das war ja einfach...

 
 

Auf nach Burkina. Auch auf der anderen Seite sind die Grenzer sehr freundlich, auch hier haben die keinen Schimmer, was ein Carnet ist. Und auch hier gibt es keine Versicherung zu kaufen. Wir fahren zur Verkehrspolizei und schildern unser Problem.

 
 

„Ach, Schnickschnack – Haftpflicht..“, sagt der Polizist, „ich stelle Euch jetzt ein pro forma Strafmandat aus, wenn Ihr unterwegs kontrolliert werdet, zeigt Ihr das einfach vor. Damit kommt Ihr bis Ouagadougou, dort könnt Ihr dann eine Versicherung kaufen. Oder Ihr lasst es einfach bleiben und fahrt mit dem Zettel durch bis Mali. Alles kein Problem aber: wir (die Polizei) zahlen im Falle eines Unfalles natürlich nicht..“ Da ist ok für uns, da wir eh nicht erwarten, das eine Burkinabische Haftpflichtversicherung auch nur irgend etwas zahlen würde.

 
 

Wir schaffen es am Abend bis zum Abzweig nach Ouagadougou und quartieren uns im „Hotel de la gare“ am „Gare de routieres“ in Koupela ein.

 
 

Das einzige Haus am Platz. Meine Güte, was für ein Drecksloch. Das erste „Zimmerloch“ hat eine Klimaanlage. war in den 50gern wohl mal was ganz Tolles. Sie läuft genau eine Stunde, dann explodiert Sie. Kühlflüssigkeit tritt aus und überschwemmt unser Zimmer. Draussen wir es dunkel und wir machen das Licht an. In der gleichen Sekunde schlüpfen ungefähr hundert große, längliche Fluginsekten durch einen Spalt in unserem Fenster. Geistesgegenwärtig holen wir eine Rolle breites Klebeband aus dem Auto um die Fuge abzudichten. das wiederum hat zur Folge, dass dem Raum das letzte bischen Zugluft fehlt. Außerdem behauptet Jochen, dass an der Wand neben unserem Bett Kacke klebt. Wir verlangen ein anderes Zimmer. Das sieht genauso aus, es hat allerdings einen Ventilator anstelle der Klimaanlage und die Exkremente an den Wänden fehlen.

 
 

Ich ziehe ein Elektrokabel von der Decke und befestige damit unser Moskitonetz über unserem Bett. Jetzt können die Viecher kommen. Unseren Plan, hier essen zu gehen, verwerfen wir schnell wieder. Der Burkinabische Truckstop hat nicht viel zu bieten: an der Straße werden tote Hühner (die so aussehen, als wären sie schon etwas länger tot), Rinderherzen und andere Innereien verkauft. Das Zeug grillen sich die Fernfahrer auf einem großen Gemeinschaftsgrill. Ein Steak oder ein Kottlett können wir darauf allerdings nicht entdecken – dafür jede Menge Gedärme. Naja, Proteine sind Proteine – aber für unsere angeschlagenen Mägen ist das wohl nichts. Jochen trinkt sein erstes Bier nach Tagen der Brechdurchfall-bedingten Diät – es scheint Ihm also besser zu gehen. In einem kleinen Krämerladen kaufen wir ein paar Nudeln, eine Dose Sardinen und etwas Tomatenmark und bereiten uns mit unserem Gaskocher ein köstliches und vor allem tuberkelfreies Mahl.

 
     
   
     
     
 

Jetzt schnell noch die letzten Tiere in unserem Dreckloch umbringen und schlafen...

 
     
   
     
     
 

12.04.04

 
     
 

Ostermontag. Über Ouagadougou geht es weiter – Etappenziel soll heute Bobo-Dioulasso sein. Ouagadougou ist eine recht aufgeräumte Hauptstadt, es gibt wenig Autos dafür aber Milliarden von Mopeds, die alle keinen Rückspiegel besitzen und grundsätzlich in 3er-Reihen nebeneinander fahren. Wir finden ein Versicherungsbüro und erstehen eine sogenannte „Carte Brune“, eine KFZ-Haftpflichtversicherung die für mehrere Westafrikanische Länder gilt. Prompt werden wir am Ortausgang angehalten und nach unserer Versicherung gefragt. Jochen zeigt unsere frisch erstandenen Errungenschaft doch der Polizist runzelt die Stirn: „ca cést expireé“ „Kann nicht sein“, sagt Jochen, „haben wir gerade erst abgeschlossen“. Mit Hilfe unserer „Verbalisation“ von der Grenze werden wir weitergelassen und beim nächsten Stop überprüfen wir nochmal, was der Depp vom Versicherungsbüro im „Einfingersuchsystem“ eingetragen hat. „Versicherung gilt vom 12.04.04 bis 11.04.04“ – na prima, er hat sich vertippt: es sollte „gültig bis 11.07. heißen“. Jochen nimmt einen Kugelschreiber und ändert unsere Police eigenmächtig. „So, passt !“

 
 

Die Straße von Ouagadougou (im Volksmund: Ouaga) nach Bobo-Dioulasso (Bobo) ist wunderbar. In Burkina sind übrigens fast alle Straßen mautpflichtig, an den Ausgängen größerer Orte befindet sich meist eine „Peage“.

 
 

Das System funktioniert - ganz ohne GPS und Onboard-Unit.

 
 

In Bobo nehmen wir das wunderschöne Hotel „L´auberge“ – es hat einen tollen Innenhof mit Pool und im Restaurant gibt es zahme, sprechende Papageien. Einer sitzt unter unserem Tisch auf einer Stange und geniesst den Schatten. Abends verdrückt Jochen anstandslos ein 500Gramm Steak – „Weltniveau“, wie er sagt.

 
     
   
     
 

13.04.04

 
     
 

Nach dem Frühstück brechen wir auf. Um unser Auto haben sich mal wieder eine Traube von Händlern aufgebaut. Ein dienstbeflissener Autowäscher hat unseren Wagen gewaschen, dabei hat Jochen Ihm schon vor dem Frühstück ein „no lavage pour cette voiture“ an den Kopf geworfen. Er will Geld, Jochen gibt Ihm keins.

 
 

„Ich hab´s Dir gesagt – wenn Du die Karre trotzdem wäscht, ist das Dein Problem. Und jetzt hör auf an unserem Auto rumzufingern!“. Der Wäscher gibt auf...

 
 

Die Strecke zur Grenze nach Mali ist schnell geschafft, auf der Burkinabischen Seite herrscht mal wieder Carnet Unkenntnis. Theoretisch bräuchten wir das Carnet nur für Ghana und Senegal (Carnetpflicht für Autos, die älter als 5 Jahre sind) aber in anderen Ländern ersetzt es die Ausstellung eines „Laissez passer“ und spart uns somit bei jedem Grenzübertritt ca. 5000 CFA (=ca. 7,50EUR). Mal ganz davon abgesehen geht die Abfertigung viel schneller vonstatten. („Gib´ mir mal den Stempel, ich mach das schon...“)

 
 

Der Mali-Zollposten kennt das Carnet und wir sind in 10 Minuten eingereist („Deutschland gut, Deutschland Nummer Eins in Mali“, usw..)

 
     
   
     
 

Wir fahren über Sikasso und Bougoni Richtung Bamako. Der Asphalt ist vielleicht eine Spur schlechter als in Burkina, trotzdem können wir mit 120km/h über die verkehrsarmen Straßen bügeln. An einer Polizeikontrolle fragt ein Polizist, ob wir Ihn 100km mitnehmen könnten. Klar können wir und jetzt halten wir uns erst recht nicht mehr an dieses alberne Tempolimit. Wenn er etwas zu meckern hat, kann er ja aussteigen, mitten im Nirgendwo. Das weiß er auch, deswegen meckert er auch nicht.

 
 

Unterwegs passiert dann das Wunder: über 40Grad Außentemperatur und es beginnt zu regnen ! In Strömen zu regnen ! Und das im Sahel, außerhalb der Regenzeit ! Die brennend heiße Luft kühlt sich spontan um 20 Grad ab und sowohl wir, als auch die Tempertaturanzeige unseres Auto nehmen das dankbar zur Kenntnis.

 
 

Aber – genauso schnell wie der Spuk begann ist er auch schon wieder vorbei und die verbleibenden Regentropfen auf unserer Windschutzscheibe verdunsten in Rekordzeit.

 
     
   
     
 

Wir erreichen Bamako. Ein unglaubliches Verkehrchaos. Millionen von Autos und Sammeltaxis quetschen sich durch engste Straßen, Abermillionen von Mopeds drängen sich links und rechts vorbei, Fußgänger überqueren ohne hinzusehen die Straße und in diesem ganzen Gewusel schieben dann auch noch fliegende Händler Ihre Obst-Verkaufswagen spazieren. Jochen hat eigentlich kein Problem mit Molochfahren, meint aber, dagegen sei Kairo der „Idiotenhügel“. Wir haben uns ein Mittelklassehotel ausgesucht und mit Hilfe des Stadtplanes in unserem Guidebook finden wir es auch relativ schnell. Die zwanzig Parkwächter wollen uns eine Lücke zuweisen uns jeder deutet in eine andere Richtung. Einer will, das wir schräg links rückwärts einparken, der andere meint diagonal zwei Meter vor und dann zurück wäre besser. Alles passiert während sich hinter uns besagte Millionen von Autos drängen – sobald wir den Rückwärtsgang einlegen, ist das ein Signal für 20 Mopedfahrer und Fußgänger sich hinter unser Auto zu stellen – vorzugsweise im „toten Winkel“. Was für ein Chaos...

 
 

Entnervt steigt Jochen aus und malt den Grundriss des Parkplatzes in den Staub auf unserer Motorhaube. So werden sich dann schließlich die Parkwächter über die beste Position einig. Das Zimmer jedoch ist für die verlangten 17000CFA (=ca. 26 EUR) ein Witz – mal wieder ein echtes Drecksloch. Wir besichtigen alle freien Zimmer und die sehen alle gleich übel aus. Nicht dass sich unsere Ansprüche langsam steigern geschweige denn, dass wir ein Problem mit Dreckslöchern hätten – aber nicht zu diesem Kurs. Da man über den Preis nicht zu verhandeln bereit ist, beschließen wir weiter zu suchen. Wir konsultieren noch einmal unser Guidebook – neues Hotel, neues Glück. Kamikazegleich fädelt sich Jochen rückwärts in den fließenden Verkehr ein. Das gesuchte Hotel befindet sich in einem anderen Stadtteil. Wir verfahren uns natürlich das eine oder andere Mal und stecken hoffnungslos im Stau fest. Ein Linenbus droht uns zu zerquetschen und Ich kann gerade noch den Spiegel der Beifahrerseite einklappen. Der wäre weg gewesen...

 
 

Das weit größere Problem: unser Auto kocht, die Temperaturanzeige steht auf dunkelrot und wir haben, eingekeilt zwischen Sammeltaxis, Mopeds und Linienbussen keine Chance „mal eben rechts ran zu fahren“.

 
 

Irgendwie schaffen wir es auf eine Tankstelle: Motorhaube auf und zwei Flaschen Wasser auf den Kühler kippen. Wären wir das Auto abkühlen lassen, kaufe ich uns im Tankstellenshop (!) eine kühle Cola. Unser Auto ist natürlich sofort wieder von zig fliegenden Händlern umringt und Jochen ergänzt unseren doch recht kargen CD-Vorrat um eine „Party-Smash-Hits“ Raubpressung.

 
 

Nachdem unserem Auto wieder etwas kühler ist geht die Hotelsuche weiter. Wie fast überall in Afrika erweist sich das nach dem Weg fragen als äußerst schwierig. So merkwürdig das klingt: viele, auch ortsansässige Menschen wissen nicht, wie die Straße heißt, in der man sich gerade befindet und müssen oft erst selbst fragen.

 
 

Da das Hotel nicht auf dem Stadtplan eingezeichnet ist, finden wir es natürlich nicht, dafür aber ein anderes und diesmal stimmt Preis/Leistung einigermassen. Kaum angekommen verlangt Jochen den Zimmerschlüssel – es pressiert. Und während ich das Einchecken übernehme bekomme ich plötzlich butterweiche Knie. Mir ist übel und schwindelig und ich schaffe es gerade noch ins Zimmer. Ich bin völlig fertig und habe irgendwie Symptome

 
 

einer Erkältung – vermutlich eine Folge der Hotel-Klimaanlagen der letzten Tage. Jochen steckt mich jetzt ins Bett, sagt er...

 
     
 

14.04.04

 
     
 

Zwangspause in Bamako. Heute fühle ich mich richtig krank. Ich verlasse das Bett nur zu den Mahlzeiten und Jochen vertreibt sich die Zeit mit Postkarten schreiben. Achso: das Buero des Hotels hat einen Internetzugang, also kabeln wir schnell noch Lage und Standort nach Deutschland. Schlafen...

 
     
 

15.04.04

 
     
 

Mir geht es etwas besser. Aber nur etwas. Wir beschliessen, die Fahrt in den Norden nach Kayes (sprich: Cayii) zu wagen. Kayes ist einer der heißesten Orte der Erde. Ich habe immer noch erhöhte Temperatur und mir ist breiübel. Ich lümmle mich auf den Beifahrersitz, wegen der relativ kühlen Morgenluft eingehüllt in eine Decke. Die ersten Kilometer Straße sind sehr gut, es folgen 120km übelster Rüttelpiste. Das Waschbrett ist stellenweise so schlimm, dass wir nur neben der Piste fahren können. Meiner angeknacksten Konstitution ist das natürlich nicht so besonders zuträglich, aber wir haben ja keine Wahl. Als die Tortur der Piste nach ca. 2,5h Stunden überstanden ist, treffen wir auf eine kleine Ortschaft mitten im Nichts. Da unser Tankinhalt bedenklich zur Neige geht suchen wir eine Möglichkeit zum Nachfüllen. Wir finden eine Tankstelle, da es keinen Strom gibt, wird die Zapfzäule per Handpumpe betrieben. Ein weiteres Problem – wir haben kaum noch CFA, wechseln oder gar mit Euro bezahlen können wir uns in dieser Gegend wohl getrost abschminken. Wir kratzen unsere letzten Kujambel zusammen, inklusive der Münzen. Dafür können wir ca. 18 Liter tanken, das sollte reichen.

 
     
 

 
     
     
 

Am Nachmittag, gegen 16.00Uhr, nach 8 Stunden Fahrzeit, erreichen wir Kayes. Wir nehmen ein wunderschönes Bungalow-Hotel, direkt am Senegal-Fluß gelegen. Das Hotel hat einen begrünten „Jardin“, dort gibt es Sitzgelegenheiten unter Strohdächern, die machen die Hitze ein wenig erträglicher. Vor dem Abendessen fahren wir noch einmal „in die Stadt“. Was für ein Drecksloch. Müll, soweit das Auge reicht. Dazwischen Menschen, Schafe, Ziegen, Esel und über allem ein Geruch aus Fäulnis und Verwesung. Im schummerigen Straßenlicht wirkt die Szenerie noch schlimmer als bei Tag und wir sind irgendwie froh, wieder zu unserem Strohdach in unserem „Jardin“ zurückzukehren. Keine 1,5km von dem ganzen Müll entfernt sitzen wir bei Abendessen und kühlem Bier und geniessen die Atmosphäre am Fluß. Disneyland...

 
     
 

16.04.04

 
     
 

Wir sind ganz früh wach. Mittlerweile geht es mir besser. In Erwartung eines Frühstücks setzen wir uns in den Garten. Es ist noch keiner wach, der uns eins machen könnte, aber die morgentliche Stille, unterbrochen nur vom Zwitschern der Vögel ist fantastisch. Wir dösen ein wenig in den bequemen Stühlen vor uns hin und schließlich ist auch der Kellner wach. Er hat hinter dem Tresen der Bar auf dem Fußboden geschlafen.

 
 

Freundlich und noch etwas verschlafen taumelt er in unsere Richtung. „Wenn Ihr Euch frischmachen wollt, ich habe hier Dusche und Klo direkt neben der Bar...“ Nein, wir haben hier nicht übernachtet. Nein, wir wohnen hier ganz regulär... Egal, das Frühstück kommt. Wir fahren nochmal in das „Dreckloch“ – tanken und Luftfilter auspusten.

 
 

Von Kayes bis zur Senegalesischen Grenze gibt es mal wieder nur eine Piste. Und was für eine. Eine glatte „minus 10“ auf der nach unten hin offenen Pistenqualitäts-Skala. Es rüttelt und schüttelt, eine Mega-Welle folgt auf die Nächste. Wir fliegen mehr als wir fahren, es gibt keine Ausweichmöglichkeit links oder rechts neben der Piste. Für die knapp 100km brauchen wir ca. 3 Stunden.

 
     
   
     
     
 

An der Grenze geht alles relativ fix, einziges Manko: die Stempel muss man sich in den beiden Grenzorten jeweils zusammensuchen – es gibt kein „Grenzhäuschen“ sondern die Behörden sind irgendwo im Dorf verstreut. Aber, nach etwas Gesuche ist auch das kein Problem, unser Carnet wird problemlos gestempelt ohne dass sich auch nur irgend jemand unser Auto angesehen hätte.

 
 

Der Senegal-Polizeiposten freut sich sehr über unseren Besuch: er kennt ja jemanden, der schonmal davon gehört hat, das es im Nachbardorf jemanden gibt, der einen Cousin hat, der schonmal in Köln war.

 
 

Also muß Jochen eine Deutschlandkarte in den Straßenstaub malen und zeigen, wo denn wohl Köln liegt und wo der Rhein.

 
 

Im Senegal (und in Burkina übrigens auch) fällt auf: es gibt hier sehr viel weniger „Dreckslöcher“ als in Mali, auch gibt es ein deutlich größeres Sortiment in den „Krämerläden“. Weiter nach Tambacounda. Hier waren wir letztes Jahr schonmal und es ist fast ein wenig wie „nach Hause kommen“. Sogar in dem Internetcafe hier kehren wir schon zum zweiten Mal ein.

 
     
   
     
 

Auf dem Weg passieren wir viele kleine Dörfer, jedesmal unter großem „Touba, Touba“-Gerufe sämtlicher Kinder. „Touba“ ist Wolof und heißt „Weißer oder Fremder“.

 
     
   
     
 

Über eine stellenweise mehr aus metertiefen Schlaglöchern denn aus Asphalt bestehenden Straße gelangen wir nach Kaolack, kurz nach Sonnenuntergang kommen wir an. „Hotel Paris“, wir wohnen im etwas günstigeren „Nebengebäude“. Das Zimmer ist gut, das Essen auch und Jochen kann seine Krohnkorken-Sammlung um den ersten „Gazelle-Bier“-Verschluß erweitern...

 
     
 

17.04.04

 
     
 

Jochen ist mal wieder um 5.00 Uhr wach, ich schaffe es immerhin bis kurz vor 6. Eigentlich ein guter Rhythmus, man schafft was am Tag, Nur hin und wieder denke ich „ja, aber ich hab´ doch Urlaub...“.

 
 

Wir frühstücken, am Nebentisch versammeln sich nach und nach drei ins Alter gekommene „Tubabs“ und drei „plus belle Gazelle“ – so werden hier laut Reiseführer käufliche Senegalesinnen genannt - die gestern in eindeutiger Position an der Bar auf Kundschaft gewartet haben. Eine fröhliche Gesellschaft.

 
 

Wir brechen auf, uns ist ziemlich kalt, bei 26 Grad Aussentemperatur frieren wir uns den A.... ab, wir sind halt mehr gewöhnt. Es ist ganz erstaunlich, wie man sich an die Temperaturen gewöhnt. Dank unseres Fieberthermometer, dass ich in die Luft halte, kann ich zumindest sagen, in welchem Bereich zwischen 32 und 42 Grad wir liegen. Weniger als 35 empfinde ich als kalt, zwischen 35 und 39 fühle ich mich wohl und bei 40 wird mir sehr warm, ab 42 wird’s bei mir kritisch. Jochen fühlt sich auch bei 44 noch sehr wohl, er liebt die heißen Temperaturen. Vorgestern in Kayes war es so heiß, dass mein Thermometer gar nichts mehr anzeigen konnte, Kayes war praktisch klinisch tot.

 
 

Wir fahren gen Westen, kurz hinter Mbour liegt ein kleines „Reserve“, in dem es Giraffen geben soll. Die Strasse ist mäßig, zum Teil neu, zum Teil mit tiefen Schlaglöchern übersät. Irgendwo auf einer Umleitungspiste gabeln wir einen Franzosen auf – alleinreisender Rucksacktourist – er ist ziemlich schlecht drauf und erzählt uns, er habe sich im Internet ein Ticket gekauft und sei auf blauen Dunst einfach losgeflogen. Er habe sich nicht vorbereitet auf den Senegal und irgendwie sei alles blöd. Er sei abgezockt worden und das Reisen mit öffentlichen Verkehrsmitteln sei hier auch nicht so das wahre. Tja, mit eigenem Auto ist das ganz super, erklärt Jochen mit einem unschuldigen Grinsen.

 
 

Wir gelangen zum Reserve und lassen den Franzosen im Staub stehen. Wenn wir fertig sind mit Tiere gucken und er noch keine Mitfahrgelegenheit gefunden hat, nehmen wir ihn mit nach Dakar, versprechen wir ihm.

 
 

Im Park müssen wir uns einen Führer nehmen, wir erwischen einen sehr netten und ruhigen, halt nicht so einen Sabbelkopf. Wir eiern auf endlosen gewundenen Pisten hin und her und bekommen inflationär viele Tiere zu sehen, die dank der vielen Besucherautos so zahm sind, dass sie unser Gefährt bis auf 3m an sich heran lassen. Wir sehen verschiedene Antilopenarten, Warzenschweine, Wasserbüffel, Affen, Nashörner und Giraffen. Einmal kommt uns so ein riesiger Langhals auf der Piste direkt aufs Auto zu entgegengaloppiert, das ist schon extrem beeindruckend.

 
     
   
     
   
     
     
 

Wir verlassen das Reserve mit einem Haufen Tierfotos und Fimaufnahmen im Gepäck gen Dakar. In Rufisque stehen wir erst mal drei Stunden im Stau, aber wir haben es ja nicht eilig. In Dakar nehmen wir gleich die Straße zum Flughafen, hier kennen wir uns aus und finden prompt den Weg zu Ernst, dem deutschen Ingenieur, den wir letztes Jahr im Senegal kennengelernt haben. Er ist auch zuhause und wir begrüssen ihn, seine Frau und seine mittlerweile munter durch die Gegend laufende kleine Tochter, die letztes Jahr noch Baby war. Wie verabreden uns für den Abend und essen fürstlich Fisch und Jochen –natürlich- Gambas. Es wird ein sehr netter Abend.

 
     
 

18.04.04

 
     
 

Nach einem Frühstück bei Ernst brechen wir auf Richtung St. Louis. Unser erstes Ziel: natürlich die legendäre Zebrabar, der Treffpunkt der Afrikafahrer schlechthin. Kurz vor St. Louis biegt eine ca. 13km lange Piste ab, auf dieser schaukeln wir gemächlich unserem Ziel entgegen. Kurz vor dem Eingang des Zebrabar-Geländes bremst plötzlich eine relativ große „Pfütze“ unsere Pistenfahrt. Die Zebrabar liegt an einer Landzunge an der Mündung des Senegal-Flusses, daher das viele Wasser. Aber direkt vorm Eingang? „Die war doch letztes Jahr noch nicht da?“ Wir zögern etwas und setzen einige Meter zurück. Da: das Zebrabar-Team hat ein Schild aufgestellt – „durchs Wasser und dann links“. Na, dann wird das ja seine Richtigkeit haben...

 
 

Jochen nimmt Anlauf und unser Opel stürzt sich mit einem lauten „Platsch“ in die Fluten. Tatsächlich erreichen wir am anderen Ende unbeschadet festen Boden. Na, das war ja einfach...

 
 

In der Zebrabar erklärt man uns dann die Ursache der „Pfütze“: Irgend jemand wollte einen Dammdurchbruch um 20m erweitern, diese Stelle hat sich irgendwie auf 200m ausgeweitet.

 
 

Wir beziehen einen diesen tollen Rundhütten-Bungalows.

 
 

Die Zebrabar verleiht kostenlos Kanus, Kajaks und Surfbretter und da der Tag noch jung ist und wir voller Elan sind holen wir uns ein Kanu aus dem Bootsschuppen und lassen es zu Wasser. Der Elan schwindet aber dann relativ schnell, da uns auf dem offenen Wasser ein starker Wind entgegenpustet. 20 Meter paddeln bedeutet 10 Meter zurückgeweht werden. Nach 30 Minuten haben wir „die Faxen dicke“ und ziehen uns zu einem Nachmittags-Schläfchen in unsere Rundhütte zurück.

 
     
   
     
   
     
 

Am Abend wird gemeinschaftlich eine Ziege gegrillt die wir uns an einem langen Tisch zusammen mit gleichgesinnten „Afrikaspinnern“ schmecken lassen. Todmüde schlüpfen wir unter unser Moskitonetz und schlafen wie Gott im Senegal..

 
     
   
     
     
 

19.04.04

 
     
 

Nach einem wunderbaren Frühstück müssen wir die Zebrabar leider schon wieder verlassen, schließlich haben wir noch 6000km vor uns. Kurz vor Abfahrt wollen wir im Rahmen eines kleinen Morgenspaziergangs nochmal den „Pegelstand“ der „Pfütze“ sondieren und stellen fest, dass gerade Flut ist und die „Pfütze“ zu einem veritablen See angewachsen ist. Zurück an der Zebrabar erzählt man uns von einem Toyota, der sich neulich festgefahren hat, mitten im Wasser. Auch ein Benziner. Den haben Sie mit dem LKW rausziehen müssen, hinterher hatte er Wasser im Motor...“ Was also tun? Sechs Stunden warten oder „Augen zu und durch“?

 
 

Wir entschließen uns für Variante Zwei. Ich gehe vorweg und lote die Wassertiefe aus. Schließlich schaltet Jochen auf Allrad und es geht los. Das Wasser steht beinahe bis zur Zierleiste aber der Opel hält durch.

 
     
   
     
 

Jochen hat natürlich keine anderen Sorgen: während ich noch an der Schwimmfähigkeit unsres Autos zweifle hängt der Herr sich aus dem Fenster: „Barbara: Film ! Sonst fahre ich zurück und wir machen das nochmal...“ Na, danke – aber nein, danke...

 
 

Während der Fahrt nach St. Louis hat unser Motor Gelegenheit zu trocknen, über die „Pont Faidherbe“, die von Herrn Eiffel gebaute Brücke, fahren wir auf die wunderschöne „Ile de St. Louis“. Sofort haben wir wieder 10 „Freunde“ im Schlepptau, die alle nur unser bestes wollen. Ein kleiner Junge läuft uns mit verdächtig viel Abstand nach und schielt dauernd auf unsere Kameratasche. Jochen holt die Kamera heraus, geht auf den Lümmel zu und macht eine Makroaufnahme. Das hat gesessen – der mutmaßliche Bösewicht muß lachen und verzieht sich. Wir laufen noch ein bisschen durch die koloniale Altstadt und besuchen ein Internetcafe.

 
     
   
     
 

Auf geht’s, nach Mauretanien. Die Grenze mit der Senegalfähre bei Rosso wollen wir nicht, im letzten Jahr haben die dort in Ihrem selbstinszenierten „Nepper-Schlepper-Bauernfängerchaos“ unseren Fahrzeugschein verbummelt. Ausserdem sind die Beamten dort sowas von extrem korrupt – nein Danke, nie wieder...

 
 

Wir bevorzugen den zweiten Grenzübergang am Senegaldamm: Diama. Da dort nur eine staubige Piste hinführt, ist er wenig frequentiert und in der Regel geht es hier, wenn auch nicht immer völlig korrekt so doch zumindest um einiges korrekter zu als in Rosso.

 
 

Wir fahren insgesamt ca. 90 km Piste am Damm entlang. Kurz vor der Grenze passieren wir ein kleines Dorf, dort bittet man uns, das Mittagessen für die Zollbeamten mitzunehmen. Klar, machen wir. Wir laden diverse Töpfe dampfender Köstlichkeiten ein und an der Grenze angekommen erhellen sich spontan die Mienen der Grenzer. Man lädt uns zum Essen ein, da wir aber immer noch von dem üppigen Zebrabar-Frühstück zehren, lehnen wir dankend ab. Die Grenzabfertigung geht dann auch relativ schnell, schließlich soll das Essen ja nicht kalt werden. Auf der Mauretanischen Seite geht auch alles recht schnell, der Zollbeamte lernt gerade Deutsch und gibt uns eine Kostprobe: „Ich schreibe einen Brief...“ Wir halten dieses schlummernde Talent für förderungswürdig und schenken dem Mann unser ausgelesenenes „Fünf Freunde im alten Turm“.

 
 

„Für Kinder ab acht Jahre“, freut sich der Zollbeamte. Ein Polizist bittet uns noch, einen Mauretanier ein Stück mitzunehmen, klar – auch Taxi spielen wir doch gerne. Unterwegs am Damm werden wir zwei Mal „kontrolliert“: „Guten Tag, wer seid Ihr, habt Ihr ein Geschenk?“ Geld geben wir nicht, das ist Korruption und das soll man ja nicht unterstützen. Aber Medikamente, die haben wir. Und Aspirin und Rheumasalbe werden fast noch lieber genommen. Ein Polizist fragt, ob wir etwas gegen graue Haare hätten – er sei schließlich noch keine 40 Jahre alt.

 
 

Jochen sagt, er solle das man so lassen, das macht irgendwie weise...

 
 

Der Grenzübergang am Damm hat einen Nachteil: es gibt dort weder eine Versicherung für das Auto zu kaufen, noch kann man Geld wechseln. Also müssen wir doch noch kurz nach Rosso. Die Piste am Damm entlang mündet genau hinter dem Fähranleger in Rosso. Sofort stürzen sich wieder 200 Schlepper gleichzeitig auf uns und Jochen ignoriert Sie alle, indem er einfach mit dem Auto auf Sie zuhält, bis sie zur Seite springen.

 
 

„Pass auf“, sage ich „der da hat eine Uniform an...“. Der Polizist ruft uns sowas wie „Il faut respecter la Police!!“ zu und Jochen sagt „Schnickschnack, kuck dich dochmal um – hier krallen sich doch schon wieder mindestens 20 Leute ungefragt an unserem Auto fest, und Du „Polizist“ bist auch nicht besser..“ Der Polizist pustet in seine Trillerpfeife und für den Bruchteil einer Sekunde lassen die Schlepper von unserem Auto ab – ungefähr so, wie ein Pferd mit seinem Schwanz kurzzeitig einen Schwarm Fliegen vertreibt.

 
 

Auf einmal ruft einer der Schlepper: „Moment, ich kenn Euch doch – wart ihr nicht letztes Jahr hier und haben wir nicht Euren KFZ-Schein verbummelt?“ Plötzlich erinnern sich alle und ganz dienstbeflissen helfen uns 20 „alte Bekannte“ gleichzeitig beim Geldwechseln und Versicherung abschließen. Zwischendurch kommt der Polizist uns hinterhergelaufen und sagt, er müsse ja jetzt auch wieder, weil er gerade unser Auto bewacht. Jawohl, es sei ja schließlich seine Pflicht! Na, was er dafür wohl haben will...

 
 

1000 Ouguiya (=etwas über 3 EUR) verlangt er frech. Jochen fragt Ihn, ob er Lack gesoffen hat. Nach langem hin und her gibt er Ihm dann doch das Geld, verlangt aber, dass er mit den anderen „Dienstleistern“ teilt.

 
 

„Muß ich nicht“, sagt der Polizist und zeigt nicht ohne Stolz seine Polizeimarke „ich bin doch Polizist !!“. „Stimmt“, pflichten die anderen 20 ihm bei, „muß er nicht – er ist schließlich Polizist..“ „Tja“, sagt Jochen, „Pech gehabt, mehr gibt´s nicht“ und schließt das Fenster. An unserem Bullenfänger hat sich ein weiterer Schlepper angehängt „ihr kommt hier nicht weg, es sei denn Ihr gebt mir 200 Euro...“ Jochen zeigt Ihm den Mittelfinger und alles lacht. Unter winken verlassen wir schließlich unsere „Freunde“ und setzen unseren Weg nach Nouakchott fort. Wo wir können, ignorieren wir die Polizeikontrollen – die haben eh kein Auto um uns hinterherzufahren. Und wenn Sie eins haben, dann haben Sie garantiert keinen Sprit. Außerdem wollen die eh immer nur „Geschenke“. Einige Kontrollen gestalten sich allerdings besonders hartnäckig – teilweise liegt schonmal ein Reifen auf der Straße oder Herr Wachmeister stellt sich direkt in den Weg. Das eine oder andere Geschenk (meist das bewährte Aspirin) werden wir also los.

 
     
   
     
 

Am späten Nachmittag erreichen wir Nouakchott. Hier bereiten wir unser Auto schon mal auf die Wüstendurchquerung vor: Tank und Kanister füllen (wir haben 70Liter Reserve dabei). Wir kaufen 40 Liter Trinkwasser und einen „Notvorrat“ an Lebensmitteln: Nudeln, Tomaten, Gemüsekonserven und Kekse.

 
 

Wir finden ein Hotel und arrangieren von dort aus einen Guide. Jochen vereinbart telefonisch einen Termin für 6Uhr morgen früh. Mal sehn, ob das klappt. Im Hotelrestaurant sind wir die einzigen Gäste, wir bekommen die „Fernbedien-Hoheit“ für den Restauranteigenen Fernseher. Der Parkplatzwächter spricht kein Wort Französisch und freut sich ein Loch in den Bauch als Jochen seine drei Brocken anwendet und ihn auf Arabisch anspricht. Sofort rennt er zur Rezeption und muß berichten: „Du, stell Dir vor, die Turis da – die sprechen Arabisch...“

 
     
 

20.04.04

 
     
 

Heute ist der Tag der Saharadurchquerung. Unser Wecker klingelt um 4.45Uhr und um Punkt 6 Uhr steht unser Guide, ein hageres, irgendwie ungesund aussehendes Männchen auf der Matte. „Ein Glück haben wir die Notfallausrüstung dabei, falls der uns unterwegs zusammenklappt...“, meint Jochen.

 
 

Im noch dunklen Nouakchott finden wir eine bereits geöffnete Bäckerei und decken uns mit ein paar Broten ein. Auf der niegelnageneuen, zweispurigen Teerstrasse verlassen wir noch vor Sonnenaufgang die Stadt. Die Freude über die tolle Straße währt jedoch nicht lange, schnell wird sie wieder zur im Bau befindlichen Trasse und wir müssen auf die wirklich fürchterlich schütteligen Servicepisten der Baufahrzeuge ausweichen. Wieder mal ist unser Auto kurz davor, sich in seine Einzelteile zu zerlegen. Nach ca. 130km halten wir an einer Sandwehe. Und dann geschieht das Unglaubliche: uns gegenüber hält ein Franzose, der kommt aus der anderen Richtung und hat Ahmed an Board. Ahmed, den besten Guide der Welt, der uns im letzten Jahr so fein das Leben gerettet hat. Eigentlich hätten wir sofort Ihn und nur Ihn gebucht, aber wir hatten seine Telefonnummer verbaselt. Die Überraschung und die Freude ist auf beiden Seiten groß – die Welt und vor allem die Wüste ist halt doch ein Dorf. Da Ahmed in Noudhibou wohnt und er eh dahin zurück muß tauschen wir kurzerhand die Guides mit den Franzosen. Jetzt fährt Ahmed bei uns mit. Er bringt uns in nur 8,5 Stunden von Nouakchott zur Westsahara-Grenze, das dürfte Rekord sein.

 
     
 

 
 

Wohlgemerkt: für die Offroad-Strecke haben wir das erste Mal 3 Tage gebraucht. Eingerechnet in die 8,5 Stunden sind übrigens nochmal 30 Minuten Teepause in einem Beduinenzelt auf dem Weg. Die kleine Tochter der Beduinenfamilie schenkt uns zum Abschied jedem eine Patronenhülse, aber das nur am Rande...

 
   
     
 

„Grenzabfertigungs-Gebäude“ der Mauretanier – Bild mit freundlicher Genehmigung von

 
 

Ahmed ist der Beste, soviel ist sicher. Jetzt ist erstmal „Wunden lecken“ für das Auto angesagt – die Luft aus den Reifen wurde für die Weichsandpassagen abgelassen und will wieder nachgepumpt werden. Der Luftfilter will von einer Tonne Sand befreit werden und weil es hier deutlich kühler ist, bauen wir auch den Thermostaten wieder ein. Wir fahren auch nach Einbruch der Dunkelheit noch ein wenig. Leider erweist sich das als äußerst schwierig, da bei Dunkelheit die nicht markierte Fahrbahn und die Wüste farblich miteinander zu verschmelzen scheinen. Wir schaffen es trotzdem bis Dahkla. Dort lassen wir uns am Gendarmerieposten registrieren, nehmen das selbe Hotel wie letztes Jahr (wir kennen uns halt aus..) und gehen schlafen.

 
     
   
     
   
     
 

21.04.04

 
     
 

Erneut bricht mein „kranksein“ durch. Seit Bamako ging es mir fast eine Woche gut und jetzt das.. Doch Malaria? Wir bleiben den Tag über in Dahkla, ich im Bett und Jochen rennt sporadisch „in die Stadt“ um das Nötigste zu besorgen. Morgens gibt es Schokocoissant und Spiegelei, Nachmittags süßen Araber-Kuchen und zum Abendessen schleppt er Huhn, Salat und Pommes in kleinen schwarzen Plastiktüten an. Damit ich wieder zu Kräften komme, sagt er.

 
     
 

22.04.04

 
     
 

Heute geht es mir wieder einigermassen gut. Jochen fährt uns bis Tan-Tan. Hinters Steuer darf ich aufgrund meiner angeschlagenen Gesundheit noch nicht. Am Hotel „zu den goldenen Säbeln“ parken wir unser Auto und während ich bei geöffneter Heckklappe ein paar Sachen aus dem Wagen zusammensuche versucht eine 14jährige Rotznase mich abzulenken („Donnez mois stylo !“) Indessen öffnet sein Kumpel heimlich, still und leise die Beifahrer-Tür und greift in unser Auto. Zum Glück kommt Jochen gerade von der Rezeption zurück und schreit die „in Flagranti“ ertappten Lümmel zusammen. Sofort stürmen der Parkplatzwächter, der Kellner und der Maler, der gerade nebenan zu tun hat herbei und alle schreien sie nach Kräften mit. Die beiden Jungs zeigen sich davon allerdings nur wenig beeindruckt: „Jaja, schon gut – aber was ist denn nun mit meinem Stylo???“

 
     
   
     
   
     
 

23.04.04

 
     
 

Auf nach Agadir. Wir geben es ja nur ungern zu, aber was freuen wir uns auf einen BigMac im dortigen McDonalds... Die Freude darüber währt allerdings nur kurz: nach Verzehr desselben erleide ich einen Kreislaufzusammenbruch und muß zum Auto getragen werden. Was ist bloß mit mir los? Trotz Schmerztabletten kann ich kaum noch Atmen, jedes Luftholen verursacht derbe Schmerzen im Brustkorb. Ich will ein Krankenhaus. Sofort!

 
 

Jochen bringt mich auf dem Beifahrersitz in „Schocklage“ und stoppt ein Taxi. „Schnell, such uns ein Krankenhaus, wir fahren dir hinterher...“ Gesagt, getan: 15 Minuten später sitzen wir in der Aufnahme einer kleinen Klinik. Mir ist breiübel und ich bin kurz vorm kollabieren. Leider ist der Arzt noch nicht da und wir müssen warten. „Können wir meine Frau nicht hinlegen“, fragt Jochen eine der Schwestern. Die feilt sich allerdings gerade die Fingernägel und kann außerdem einen eigenständiges, horizontales Lagern eines Patienten unmöglich verantworten: „le docteur arrive tout de suite...“. „Ja, aber...“, sagt Jochen, „können wir sie denn nicht einfach hinlegen???“ – „Il arrive tout de suite...“

 
 

Nach „tout de suite – 20 Minuten“ kommt dann ein goldkettchenbehängter, Rolextragender Mittfünfziger der sich uns als Doktor vorstellt. Ich komme sofort dran und Jochen darf mit ins Behandlungszimmer, der Übersetzung wegen. „Ihre Atemwege sind frei – wahrscheinlich nur eine Verspannung“, sagt der Arzt. Sicherheitshalber wird mein Brustkorb geröntgt und auch auf dem Röntgenbild ist nichts zu sehen. Naja, wenigstens kann ich die von mir befürchtete Rippenfellentzündung ausschließen – nur woher kommt mein sporadisch auftretendes Fieber und meine Kreislaufprobleme? Der Arzt gibt mir neben einer 400Dirham-Rechnung noch ein paar gute Ratschläge mit auf den Weg: „Wenn Sie rauchen, dann wechseln Sie die Marke...“.

 
 

Naja – nach Abklärung meiner Symptome geht es mir auf jeden Fall schon wesentlich besser, ich schlucke noch ein paar stärkere Schmerztopfen und wir entscheiden uns, weiter zu fahren in Richtung Safi. Dort nehmen wir auch gleich wieder „unser Hotel“ – der Parkplatzwächter freut sich, uns wieder zu sehen. Jochen steckt mich sofort ins Bett.

 
     
 

24.04.04

 
     
 

Heute wollen wir nach Spanien einreisen – soweit der Plan. Bei bezahlen des Hotelzimmers fehlen uns umgerechnet 90 Cent und der Rezeptionsmensch möchte weder Euro noch Dollar. Jochen fährt, zusammen mit unserem Parkwächter in die Stadt zu einem Geldautomaten.

 
 

Ab Casablanca beginnt die Autobahn und wir kommen gut voran. Gegen nachmittag geht es dann Jochen schlecht und er bekommt Fieber. Anscheinend habe ich Ihn angesteckt – das allerdings würde gegen meine Malariatheorie sprechen. Mannmann – wir sind vielleicht auf.

 
 

Wir beschließen, den Grenzübertritt nach Ceuta auf Morgen zu vertagen und nehmen uns ein Hotel direkt an der Grenze.

 
     
 

25.04.04

 
     
 

Ein ganz feines Hotel haben wir da erwischt: es gibt Wurst zum Frühstück. Endlich mal Wurst und nicht immer nur ein Stück Brot, eine Ecke Schmierkäse und ein Schälchen Marmelade. Die Wurst ist zwar mehr in der Art „gepresstes Formfleisch mit 90% Knoblauchanteil“ aber es ist immerhin Wurst...

 
 

Die Grenzprozedur gestaltet sich aufwendig: vor uns stehen 20 Portugiesische Geländewagen die alle nur das eine wollen – „rüber“. Jochen versucht, uns „auszureisen“. Da sein Gesicht aber schon wieder diese aschfahle Färbung angenommen hat, entreiße ich Ihm nach 10Minuten den Stapel Papiere und beordere ihn zurück ins Auto. Nach über einer Stunde sind wir dann endlich in Ceuta. Schnell nochmal das Auto mit dem guten steuerfreien Sprit volltanken, Ticket kaufen und ab auf die Katamaranfähre.

 
     
   
     
 

Nach 40minütiger Überfahrt berühren die geschundenen Reifen unseres Opel dann zum ersten Mal nach langer zeit wieder Europäischen Boden. Über Marbella, Malaga und Granada geht es Richtung Madrid, ca. 160km vor Madrid nehmen wir uns ein Hotel. Ausgezeichnet in Preis/Leistung: nur 24 EUR die Nacht, weil direkt neben einer stinkenden Chemiefabrik gelegen. In der angegliederten Fußballkneipe gönnen wir uns am Abend dann unser erste Europäisches Bier – sogar vom Faß...

 
     
   
     
  26.04.04  
     
  Was für ein Tag. Alles fängt damit an, daß auf dem Schinkensandwich zum Frühstück die Butter fehlt.  
  In Madrid verfahren wir uns auf das allerheftigste. Der „Herr Iberer“ hat die Angewohnheit, nicht Städtenamen auf seine Autobahnwegweiser zu schreiben, sondern nur die Autobahnnummern. Leider korrespondieren diese nicht mit unserem 2,50EUR FEGRO-Europaatlas und auch das GPS ist wenig hilfreich. Und wenn man dann im knüppeldicken Montagmorgen-Berufsverkehr innerhalb von 2 Sekunden auf ein Schild reagieren soll, auf dem statt „Zaragoza“ sowas wie „M40, M35, A27, R43, T19, K2, M43 todos directiones“ steht – da kann man sich schonmal verfransen. Das ist uns dann schließlich auch vorzüglich gelungen...  
  Diverse Stunden und diverse Staus später erreichen wir Zaragoza. Ich fühle mich schon wieder den ganzen Tag völlig erledigt und schlecht...  
  Durch wunderschöne Berglandschaften fahren wir über Hülca nach Frankreich hinein. Kurz vor Pau, mitten in den Pyrenaen, nehmen wir uns einen Dorfgasthof. Sofort kollabiert mein Kreislauf wieder und ich will nur noch sterben...ich bekomme wieder Fieber...  
     
   
     
 

27.04.04

 
     
 

Heute geht’s mir erstaunlich gut. Das Fieber ist wieder weg und wir brechen auf. Ich traue dem Frieden noch nicht ganz und horche in mich rein – es geht mir tatsächlich gut. Davon muss ich Jochen erst überzeugen, damit er mich hinters Steuer lässt. Bedingung ist allerdings, dass wir exakt alle 100km anhalten und beide 10mal ums Auto joggen und „Dehnübungen“ machen, wie Jochen es nennt. Er turnt mir also tapfer was vor, um meinen Kreislauf fit zu halten. Der bleibt auch fit und wir kommen bis Nordfrankreich, ca. 100km vor Rouen. Abends bekommt Jochen Fieber…

 
 

Morgen wollen wir zu Hause sein, das heisst noch mal schlappe 1200km...

 
     
 

28.04.04

 
     
 

Heute ist Jochen krank, das heißt ich übernehme die „Frühschicht“. Jochen versucht, Mittags zu fahren und schafft nur 5km, das heißt ich übernehme auch die „Mittagsschicht“. Wir fahren über Belgien und Holland. In Holland stehen wir eine Stunde in einem monströsen Stau, der Jochens Kreislauf so in Wallung bringt, dass er anschließend mindestens 150km am Stück fahren kann. Wir überqueren die Grenze bei Osnabrück – kaum das unsere Räder deutschen Boden berühren – hinter uns die Ordnungshüter - „Stop-Polizei“. Allgemeine Verkehrskontrolle, die Papiere bitteschön. Wir wühlen in dem unglaublichen Wust von Papieren, der sich im Laufe der Zeit angesammelt hat und mittlerweile einen Aktenkoffer füllt, der Führerschein ist erst mal nicht auffindbar und Herr Polizist begibt sich zum Funk. Zu guter letzt findet sich doch noch alles an – es sei ja nur wegen der Betäubungsmittel und überhaupt, wir mit Deutschem Kennzeichen aus Richtung Holland, da müsse man uns ja einfach kontrollieren...Wir rasen weiter, schließlich müssen wir noch den Geburtstag von Jochens Mutter feiern. Um 22.00Uhr haben wir es dann geschafft, rollen auf die Auffahrt, gratulieren Jochens Mutter, trinken ein Bier und fallen tot ins Bett…